12. Januar 2014
Als Christ wird man nicht geboren. Christ wird man durch die Taufe. Was bedeutet es für jede und jeden von uns, getauft zu sein? Schließlich war das nicht unsere eigene Entscheidung. Unsere Eltern haben uns als Baby taufen lassen. Welche Konsequenzen hat das (noch) für uns als Erwachsene?
Am Anfang des Christentums (1.-2. Jh.) wurden keine Babys getauft, nur Erwachsene. Es war ihre persönliche Entscheidung, und diese hatte große Folgen.
Durch die Taufe traten sie in eine neue Gesellschaftsform ein, fing eine neue Lebensweise an. Die Taufe galt als Abkehr von den Göttern und Dämonen der heidnischen Gesellschaft und Eintritt in die Kirche, in die Bewegung von Jesus Christus. Seit dem 2. Jh. musste der Taufbewerber einen Bürgen vorweisen, der für die Ernsthaftigkeit seiner Umkehr einstand (ein so genannter Pate). Der Taufkandidat hatte an einem 3-jährigen Taufunterricht teilzunehmen. Im Leben des Neugetauften konnte vieles nicht so bleiben, wie es vorher gewesen war. Viele heidnische Berufe kamen für die Christen nicht mehr in Frage, denn: Lehrer hatten ja Texte mit Göttergeschichten durchzunehmen, Bildhauer und Maler hatten Götterfiguren darzustellen, Beamte mussten bei den Göttern schwören. Schauspieler, Gladiatoren, Zuhälter, Dirnen, Astrologen und Traumdeuter wurden als Taufbewerber nur zugelassen, wenn sie ihren Beruf aufgaben. Auch war es verpönt, Schauspiele, Gladia-torenspiele oder Tierkämpfe zu besuchen, sich an Prozessionen zu beteiligen, die mit heidnischen Kultbräuchen in Verbindung standen. Wer Christ wurde, konnte also an vielen gesellschaftlichen Veranstaltungen nicht mehr teilnehmen. Es war eine einschneidend neue Lebensweise. Christ werden war folgenschwer, verlangte eine bewusste Lebensentscheidung.
All dies fiel weg, als die Kindertaufe eingeführt wurde. Vorher empfing der Erwachsene, der Christ werden wollte, bei der feierlichen Aufnahme drei Sakramente: Er wurde getauft, gefirmt und empfing die Kommunion. Es waren die Einführungssakramente, durch welche der Kandidat in die Kirche eingeführt wurde. Das änderte sich bei der Kindertaufe: Für das Kind reichte zunächst die Taufe selbst. Später kam die Kommunion dazu und noch später wurde diese Einführung mit der Firmung abgeschlossen. So ist es auch heute noch. Aber dadurch bekam die Taufe eine andere Bedeutung: Sie ist jetzt die Entscheidung der Eltern, die möchten, dass ihr Kind in die Kirche, in die christliche Lebensweise und Gemeinschaft aufgenommen wird und darin wächst. Diese Ent-scheidung muss also durch das aufwachsende, erwachsen werdende Kind „nachgeholt“ werden. Christwerden ist zu einem längeren Prozess geworden. Er setzt mit der Taufe ein, wird mit der Firmung besiegelt/bestätigt und durch die Eucharistie immer wieder neu gestärkt.
So sollte es wenigstens sein. Aus vielen Beispielen und auch aus unserem eigenen Leben wissen wir, dass aus diesem Christwerden oft nicht allzu viel wird. Taufe, Kommunion, Firmung sind zu Brauchtum geworden, ohne allzu große Konsequenzen. Und auch dieses Brauchtum bröckelt sehr stark ab. Um so wichtiger ist des deswegen, dass wir uns – am Fest der Taufe Jesu – überlegen, was es für uns bedeutet, getauft zu sein und welche Folgen das für uns hat.
Haben wir das, was durch unsere Taufe beabsichtigt war, wirklich schon bewusst, persönlich, „nachgeholt“ und sind wir uns dessen bewusst, dass dieser Prozess des Christwerdens immer weiter reifen muss? Bin ich mir dessen bewusst, dass Gott bei meiner Taufe auch zu mir gesagt hat: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter“? Habe ich wirklich das Gefühl, dass ich zu den Kindern Gottes gehöre, zu seinem Volk? Und möchte ich das? Wie spüre und wie zeige ich, dass ich zu Gott, zu Jesus, zum Volk Gottes gehöre und wie wichtig ist mir das? Kann man das an meiner Lebensweise feststellen?
Heute wollen wir ganz bewusst unser Taufversprechen wiederholen.